Freitag, 13. Mai 2011
Krimi - Du fehlst!
Freitag, 13. Mai 2011
Als gegen elf Uhr mein Blick auf eine Uhr im Raum fällt, bin ich längst nicht mehr nüchtern! Mir ist schlecht und ich muss noch durch den Park laufen, weil ich mich auf der anderen Seite der Anlage mit meiner Mam treffe, die mich dort auf einem Parkplatz abholt. Hätte sie mich nicht auch gleich hier abholen können? Ich verabschiede mich von Timo, der noch eine Weile bleiben will und verlasse den lauten Club. Die Dunkelheit legt sich wie ein schützender Mantel um mich. So schlimm ist es hier draußen gar nicht... Wenn nur mein Bauch nicht so verrückt spielen würde! Ich laufe den kleinen Weg entlang, der in den Park führt, hinter mir höre ich noch die laute Musik. Es ist ein guter DJ! Den gesamten Abend liefen nur coole Lieder!
Ich kann nichts sehen, es ist stockdunkel! Mein Kopf tut weh und mir ist schwindelig! Vielleicht hätte ich nicht so viel trinken sollen! Ich mache das auch sonst eigentlich nie und vertrage deshalb nur wenig Alkohol. Ein Windstoß fährt durch die Bäume, es raschelt und rauscht. Die Finsternis ist nicht mehr beruhigend, sondern richtig unheimlich! Die Büsche bewegen sich gespenstisch in der Nacht, mir läuft ein Schauer über den Rücken. Es wirkt schon fast gefährlich und ich laufe ein bisschen schneller, doch sofort ist es schwerer das Gleichgewicht zu halten. Schwankend werde ich wieder langsamer. Super, in dem Schneckentempo muss ich bis auf die andere Seite des Parks laufen! Es ist hoffnungslos, ich fühle mich vom Alkohol besiegt! Ich hätte mich nicht zu so viel überreden lassen sollen! Timo hat mich auch immer wieder prüfend angeschaut. Ob er mich wohl gebremst hätte, bevor ich ins Koma gefallen wäre? Oder hat er es darauf angelegt, weil ich ihn nicht küssen wollte? War das ein Racheakt? Ich weiß es nicht, doch ich mache nichts, wofür ich mich nicht bereit fühle!
Plötzlich durchzuckt mich ein stechender Schmerz an der Brust und der Gedankenstrom erlischt. Entlang meiner Rippen breitet sich eine pulsierende Pein aus. Reflexartig taste ich nach der schmerzenden Stelle. Mein Pullover ist nass und zerrissen! Es tut weh, ich stöhne gequält auf und starre fassungslos auf meine blutigen Finger. Der Geruch von Eisen dringt an meine Nase, doch bevor ich in Panik geraten kann, falle ich in eine undurchdringliche Finsternis und mein Bewusstsein erlischt.
Als ich wieder aufwache, ist es noch immer stockdunkel und ich kann nichts sehen. Alles scheint in Nebel versunken zu sein. Ich richte mich vorsichtig auf und blicke mich um, die Nebelwand löst sich langsam auf und ich finde mich in einem dunklen Kellerraum wieder.
Da öffnet sich die Tür und eine Gestalt kommt auf mich zu. Ich kann niemanden erkennen, rolle mich jedoch vorsichtshalber hinter ein paar alte Müllsäcke. So, jetzt dürfte er mich eigentlich nicht mehr sehen! Aber ich kann ihn von meinem Versteck aus heimlich beobachten.
Der Unbekannte bückt sich nach etwas, das auf einer grünen Plastikplane am Boden liegt. Mir fährt der Schreck in die Glieder. Ich sehe mich selbst keine fünf Meter entfernt, mit einer hässlichen Schnittverletzung in Herzgegend. Wie kann das sein? Ich kann mir keinen Reim darauf machen!
Der maskierte Fremde greift nach einem großen, schweren Messer. Was will der denn noch von mir? Ich habe ihm doch nichts getan! Ich fühle mich ausgelaugt und hilflos. Langsam setzt er das Messer unterhalb meines Brustkorbs an. Im selben Moment zieht es mich unter Wasser. Doch durch einen Schmerz, der mich von innen heraus zu zerfleischen droht, werde ich hoch bis kurz unter die Wasseroberfläche gerissen, nicht weit genug, um sie zu durchdringen! Nicht weit genug, um meine Augen zu öffnen und mich gegen diese ungeheure Qual zu wehren!
Dann sinke ich und alle weiteren Schmerzen nehme ich zwar noch wahr, jedoch nur aus großer Entfernung. Hier unten, in der tiefen Unendlichkeit, als die Schmerzen aufhören, kann mich nichts mehr erreichen. Ich schwebe in einer endlosen Schwerelosigkeit und fühle mich haltlos. Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen.
Nachdem ich sie wieder geöffnet habe, ist das unendliche Gefühl verschwunden und ich befinde mich wieder in dem Gewölbe. Mein erster Blick fällt auf meinen eigenen Körper, schon wieder! Doch das Bild hat sich verändert, mein Körper ist in vier Teile zerteilt worden! Mein Peiniger legt soeben das Messer zur Seite und dreht sich wieder den Stücken zu. Ich bin zutiefst entsetzt! Was ist das nur für ein Mensch? Ich schaue mir den Mörder genauer an. Er ist etwa so groß, wie mein Bruder Benjamin, auch Timo hat etwa diese Größe. Aber die sind das beide bestimmt nicht! Also gut, er trägt eine helle Jeans, die würde Ben nie anziehen! Und einen violetten Pullover, der ebenfalls zu Keinem, der Zwei passt. Na dann muss es eine Person, etwa im selben Alter sein, aber jemand anders! Die graue Strumpfmaske ist leider absolut blickfest!
Jetzt ritzt er etwas, mit einem kleineren Messer, in jedes Körperteil von mir. Eine Botschaft? Ich schleiche mich vorsichtig von hinten an ihn ran. Er schreibt mit der Waffe etwas auf meine Haut! Bin ich denn noch nicht genug verstümmelt? Lange Zeit ist er beschäftigt und ich sitze hier nutzlos in einer Ecke des Raumes und kann Nichts machen! Während ich noch all meinen Mut zusammen nehme, stehe ich, einer spontanen Eingebung folgend, wieder auf und Stelle mich hinter ihn.
Jetzt malt er mit Edding eine schwarze 1 zu dem Wort auf meiner Stirn, eine 2 vor die Zeichen auf meinem rechten Arm, dann setzt er eine 3 neben die Ritzereien auf meinem Bauch und zu Letzt noch eine 4 auf meinen linken Oberschenkel. Ich versuche erneut die Worte zu entziffern, kann aber leider noch immer nichts erkennen.
Dann packt er die einzelnen Stücke in Plastikfolie und bringt sie ins Auto. Darin steht unter anderem schon ein Werkzeugkasten und am Rand liegt eine Schaufel. Es ist metallic blau, mehr kann ich nicht fest stellen, da ich kein Autokenner bin. Ich verstecke mich hinter den Arbeitsgeräten, während er die nächsten Teile holen geht.
Als alles verstaut ist setzt sich mein Mörder hinter das Lenkrad und fährt los. Die Gegend kommt mir erst nach einer Weile bekannt vor und ich brauche auch dann noch lange, um ich zu orientieren.
Das Auto stoppt im Hinterhof des Kinos und Erinnerungen kommen langsam hoch: Hier habe ich Timo das erste Mal getroffen. Er hat den Abfall raus gebracht. Es war ein großer blauer Sack.
Der Kofferraum wird geöffnet und ich schlüpfe, in Gedanken versunken mit nach draußen. Der Mensch, der mich umgebracht hat, fängt an eine große Mülltonne zur Seit zu ziehen und darunter ein Loch zu graben.
Meine Gedanken schweifen zurück zu Timo. Wenn ich an Liebe auf den ersten Blick glauben würde, wäre es das damals gewesen!
Er hat mich an dem Tag nicht bemerkt und ich habe ihn nur gesehen, weil ich mit einer Freundin ins Kino gegangen bin. Mein Bruder, der Timo am Kino seiner Eltern abholen wollte, hatte mich im Auto mitgenommen.
Das Loch ist jetzt groß genug und der Täter verstaut den ersten Teil darin.
Ich setzte mich wieder in den Kofferraum und warte.
Kurze Zeit später fahren wir weiter. Unser nächster Halt ist der Jugendtreff, die Eingangstür hat einen Mechanismus, der sie offen hält.
Und wieder erinnere ich mich an einen besonderen Moment mit Timo: Ben hat mich mitgenommen, ich hatte eigentlich keine Lust, aber dann war ich froh, da zu sein. Timo war auch da und er hat mich das erste Mal wirklich beachtet! Mehr als ein Lächeln, wenige belanglose Worte und unbedeutende Blicke hat er mir an diesem Abend nicht geschenkt, ich war damals nur die kleine Schwester eines Freundes, also ohne Bedeutung. Außerdem hat ihm mein Bruder von Anfang an sehr deutlich klar gemacht, dass ich tabu bin! Aber der Abend war gerettet und ich überglücklich.
Der Fremde hebt zwei Bodenplatten vorsichtig an und legt das zweite Bruchstück darunter, er packt seine Sachen wieder und ich flitze schon vor zum Auto, um mich wieder zu verbergen.
Ruckelnd fährt das Auto an, ich ziehe meine Beine ein und lege den Kopf zwischen die Knie.
Beim nächsten Stopp kommt mir alles sehr bekannt vor. Wir befinden uns bei meiner Schule! Ich bin neugierig, wo sich das dritte Versteck befindet, doch dann wird mir klar, dass es sich um meine eigenen Körperteile handelt! Das muss ein Psychopath sein! Ich verfolge einen Irren, der meinen Körper in der ganzen Stadt verteilt!
Trotzdem betrete ich hinter ihm das dunkle Schulgebäude, es ist beklemmend, wie seine Schritte auf den Steinfliesen widerhallen. Er läuft nach rechts zu den Klos und öffnet die linke Tür. Die Jungentoilette! Will der mich das Klo runter spülen? Nein, das kann er doch nicht machen!
Ohne darüber nachzudenken, stürme ich an ihm vorbei ins Jungs-WC. Ich fühle mich in der Zeit zurück versetzt: Schon einmal bin ich in diese Toilette gestürmt! Damals war ich traurig und sauer, mit voller Wucht habe ich die Türe aufgerissen und wäre fast in Timo rein gerannt. Hinter ihm stand Ben und hat mich nur blöd angegrinst und bemerkt: „Du hast dich wohl verlaufen!“
Er hat Timo einen warnenden Blick zugeworfen: „Du lässt sie in Ruhe! Marina ist tabu!“ Er hat es ganz ruhig gesagt und ist gegangen.
Timo hat gewartet, bis sich die Türe wieder ganz verschlossen hat, er ist langsam auf mich zu gekommen und hat mit seiner Hand eine Träne von meiner Wange gewischt. Dann hat er mich verlegen angegrinst und mit den Schultern gezuckt. Ich hatte es gehört: Ich war noch immer tabu für ihn!
„Schade...“, meinte er nur, gab mir trotzdem einen Kuss auf die Stirn und legte kurz seinen Arm um mich, dann war er weg.
Ich höre ein schauerliches Quietschen neben mir und die Illusion fliegt davon. Der Lüftungsschacht wurde geöffnet und das dritte Stück darin verstaut! Das findet so schnell niemand!
Übrigens hat nie jemand von meinem peinlichen Auftritt im Klo erfahren. Er hat dicht gehalten und das rechne ich ihm gut an.
Ich schaue dem offensichtlich Geistesgestörten noch zu, wie er das Gitter wieder festschraubt und husche dann schon mal vor, ab in den Kofferraum. Gut getarnt warte ich auf den kriminellen Fahrer.
Das Auto startet erst beim dritten Mal, doch dann fährt es problemlos an. Ob es das öfter macht?
Die Umgebung hier kommt mir bekannt vor, irgendwoher kenne ich sie.
„NEIN!“, stoße ich erschrocken hervor und schlage mir sogleich die Hand vor den Mund. Doch der Killer zeigt keine Reaktion, war ich so leise?
Das Fahrzeug kommt auf dem Angestelltenparkplatz beim Hintereingang zum Stehen. Abermals geht der Kofferraum auf und meine letzten Glieder werden zur Tür transportiert, sie wird aufgeschlossen, aber – Moment, wer hat alles einen Schlüssel? Ja, meine Familie, die Kassiererin, der Courier, die Angestellten im Lager und die Aushilfen, zurzeit Timo und zwei Mädchen in meinem Alter!
Der Täter ist im Inneren des Ladens verschwunden. Schnell folge ich ihm. Und... Oh Gott! Was macht er denn jetzt? Er topft unser größtes Zitronenbäumchen aus! Das darf er nicht! Dieses Bäumchen habe ich selber gepflanzt und großgezogen! Ich will ihn schon ansprechen, doch da wird mir bewusst, was der hier eigentlich macht. Dieser Fremde ist außerhalb der Öffnungszeiten in unserer Gärtnerei und versteckt meine Leiche – ich korrigiere: einen Teil meiner Leiche unter meinem Zitronenbäumchen! Ich muss ihn aufhalten, aber zuerst brauche ich Hilfe! Ich laufe zur, noch immer offenstehenden Türe hinaus und fünf Straßen weiter zur Polizeidienststelle.
Automatisch greife ich nach der Türklinke, doch ich bekomme sie nicht zu fassen, sondern rutsche, durch den fehlenden Widerstand, in dir Tür...– DURCH die Tür! Mich in der Situation nicht zurecht findend, starre ich sie fassungslos an.
Von einem glitschigen Gefühl werde ich aufgeschreckt und stoße einen spitzen Schrei aus. Die Tür wurde von einem älteren Herrn geöffnet. Er hat mich berührt oder viel mehr, durch mich hindurch gefasst! Ich weiche an die andere Seite des Raumes zurück, um der schleimig, nasskalten Empfindung zu entkommen.
Ich laufe direkt auf die Türe des Kommissars zu, doch als ich anklopfen möchte, verschwindet meine Hand komplett hinter dem Holz. Aufgebracht, über die Frechheit der Türen, stürme ich kurzentschlossen einfach in das Zimmer hinein.
Sofort bemerke ich, dass der Polizist am Telefonieren ist. Entschuldigend bemerke ich: „Oh, ich kann hier warten!“
Mein Blick fällt auf einen großen Wandkalender und ich bekomme mit, dass schon drei Tage seit der Party vergangen sind.
An einer Pinnwand daneben entdecke ich ein Foto von mir, über dem in leuchtend roter Schrift geschrieben steht: GESUCHT: SARAH – MARINA LANNURA
Und kleiner darunter informiert ein schwarz gedruckter Text darüber, dass ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag verschwunden bin. Das letzte Mal wurde ich auf einer Party vor drei Tagen gesehen und am Morgen vor zwei Tagen wurde eine große Blutlache im Park, nahe des Clubs, in dem die Party stattfand entdeckt. Vom Opfer fehlt jede Spur, nur die vermeintliche Mordwaffe, ein starkes Messer, konnte ausfindig gemacht werden. Die Polizei bittet um Mithilfe.
Also bin ich tot. Ich betrachte meine Hände, sie sehen nicht geisterhaft aus. Ich bin ein Gespenst und offensichtlich kann ich durch Wände gehen. Ich probiere es aus und überrasche einen jungen Mann auf der Toilette!
„Ups, entschuldigen Sie bitte!“, schnell verschwinde ich wieder und trete zurück, in das Kommissaren-Zimmer. Der ist mittlerweile fertig mit Telefonieren und hat sich konzentriert über eine Mappe gebeugt.
„Entschuldigen Sie bitte, aber Sie müssen schnell einen Polizeiwagen zur Gärtnerei LANNURA schicken! Dort ist nämlich...“, der Wachtmeister hat mich nicht bemerkt.
„He! Hallo!?!“, er reagiert nicht.
„HALLO! HERR WACHTMEISTER!?!“, auch auf meine lauten Schreie wird er nicht aufmerksam.
Da werde ich sauer und rase auf den Beamten zu, durch seinen Schreibtisch hindurch, mitten in den Kommissar hinein.
Der Tisch fühlt sich an, wie die Türe oder die Wand, doch der Polizeibeamte ist nasskalt und schleimig, wie der ältere Herr am Eingang.
„Iihhh!“, stoße ich hervor und wende mich angewidert von ihm ab. Er scheint jetzt doch etwas bemerkt zu haben, denn ein Schauer läuft ihm über den Rücken. Ich gebe auf und laufe, quer durch die Wände, auf die Straße. Es ist unangenehm durch Festkörper hindurch zu schweben. Zwar lange nicht so unangenehm, wie sich Menschen anfühlen, aber ich werde es in Zukunft vermeiden.
Mein Plan scheitert, als ich zu Hause ankomme und die Haustür verschlossen vorfinde. Also, durch das Holz ins Haus und ins Wohnzimmer, wo ich meine Eltern auf dem Sofa sitzend vorfinde. Meine Mam weint und Pa versucht sie zu trösten, leider nicht sehr erfolgreich. Vorsichtig strecke ich die Hand nach meiner Mutter aus, sie ist auch glibbrig und feucht, aber lange nicht so kalt wie die Männer auf der Polizeiwache. Bei meiner Berührung zuckt sie erschrocken zusammen und mein Vater schaut sie verständnislos an.
Ich kann mich wohl doch bemerkbar machen, ihnen aber immer noch nicht weiter helfen und der weite Weg zur Leiche bleibt verdeckt.
Ich gehe zur Tür, über den Flur und die Treppe nach oben. Im oberen Gang kommt mir mein Bruder entgegen, ich bin aber nicht darauf aus ihn zu berühren. Aus diesem Grund stelle ich mich ganz an die Wand, er läuft an mir vorbei und die Treppe nach unten.
Wenig später liege ich in meinem Bett und denke über die ganze Sache nach. Die Orte, an denen die Leiche versteckt ist, haben bestimmt eine Bedeutung! Ob es wohl... – Nein, das kann nicht sei! Vielleicht jemand von der Schule? Oder einer der Angestellten aus dem Blumenladen? Oder ein ganz Fremder, den ich noch nie gesehen habe? Ich weiß es nicht! Und woher soll ich das auch wissen? Ich denke an die Botschaft, die auf meiner Leiche verewigt wurde. Ob die wohl Licht in die ganze Sache bringen würde? Vermutlich, aber dazu muss man sie erst mal finden! Jetzt ist es sieben Uhr am Morgen, mein Vater müsste eigentlich bald los zu Arbeit, aber ob er meine Mam in dem Zustand alleine im Laden lässt? Immerhin arbeitet Pa nur teilzeitig im Büro und hilft viel mit in der Gärtnerei.
Über meine Gedanken hinweg schlafe ich ein. Und als ich wieder aufwache ist es schon halb sechs Uhr abends. Wieder denke ich nach und beschließe mal bei Timo vorbeizuschauen.
Also mache ich mich auf den Weg, quer durch die Stadt, immer brav den Fußgängern ausweichend, dann ab durch die Zimmerwand. In seinem Zimmer angekommen, sehe ich ihn auf seinem Bett sitzen. Er hört ein schönes Lied, aus dem Film ROCK IT und es heißt 'Du fehlst mir so'. In der Hand hält er ein Foto und in seinen Augen stehen Tränen. Vorsichtig setze ich mich neben ihn auf die Bettkante und betrachte das Bild. Es zeigt mich mit Timo, als wir in den Ferien mit Ben und ein paar anderen Freunden beim Baden waren. Ich möchte ihn umarmen, falle aber bei einem unvorsichtigen Versuch fast durch ihn hindurch vom Bett. Also starte ich sehr, sehr behutsam einen zweiten Versuch. Timo fühlt sich zwar ebenfalls feucht an, ist aber gleichzeitig richtig warm.
„Ich liebe dich!“, flüstere ich leise in sein Ohr.
„Ich habe dich auch geliebt!“, antwortet er. Aber offensichtlich ist ihm nicht klar, dass ich tatsächlich mit ihm gesprochen habe, sondern hat es nur im Unterbewusstsein mitbekommen.
Ob ich ihm wohl auch sagen kann, wo er die Botschaft finden kann? Aber vielleicht sollte ich es jemand anderem anvertrauen... Aber wem?
Ich mache mich auf den Heimweg und finde Mam wieder im Wohnzimmer. Sie sieht sehr traurig aus und schaut sich einen alten Liebesfilm von einer Videokassette an. Heute kann ich es sie noch nicht wissen lassen!
Auch am Tag darauf will ich sie nicht noch mehr belasten!
Drei weitere Tage später kann ich es nicht mehr länger für mich behalten, denn als ich von einem schrillen Schrei in die Küche gelockt werde, nehmen die Dinge ihren Lauf: Mam steht in der Küche und hält voller Entsetzen einen Briefumschlag in der einen und einen Stapel Fotos in der anderen Hand. Auf den Fotos bin jedes Mal ich zu sehen, erst in der Schule auf dem Pausenhof, es ist ein Schnappschuss, sehr schön! Ich versuche mich an die Situation zu erinnern. Es muss am Freitag vor meinem Tod gewesen sein!
Auf dem nächsten, schon in dem fremden Keller, blicke ich auf meine zerfetzten Körperteile! Ich möchte die Botschaft wieder finden, doch die Bilder müssen gemacht worden sein, bevor ich aufgewacht bin, und mich gevierteilt vorgefunden habe. In dem Fall also auch bevor ich beschriftet worden war! Schade! Es hätte mir weiter helfen können! In diesem Moment fasse ich den Entschluss! Es fällt mir nicht leicht, aber jetzt muss ich es ihr sagen! Hoffentlich dreht sie nicht durch! Doch vielleicht ist das hier meine einzige Chance! Also erzähle ich ihr von jedem Versteck, ganz genau. Ihr Blick ist weit in die Ferne gerichtet. Sie sieht konzentriert aus. Trotzdem scheint sich ihr Geist in einer Parallelwelt zu befinden! Und als ich fertig bin steht sie langsam, noch immer wie in Trance, auf und geht zum Telefon. Sie wählt die 110 und bittet einen Polizisten doch kurz vorbei zu kommen. Sie hätte wichtige Informationen. Oh nein! Der glaubt ihr doch nie! Aber ich warte geduldig, bis der Beamte ankommt und Mam fertig mit ihrer Beschreibung ist. Dann will der junge Polizist wissen, woher sie das alles erfahren hat und meine Mutter weiß nicht mehr weiter. Aber immerhin gibt es handfeste Beweise für ihre Geschichte, die Fotografien. Sie hat sich das alles nicht nur ausgedacht, aber das wissen natürlich nur sie und ich! Sie kann keine Erklärung für ihr Wissen abgeben. Na toll! Hoffentlich wird sie jetzt nicht zur Hauptverdächtigen!
Dann bittet der Beamte Mam kurz telefonieren zu dürfen. Meine Mutter überlässt ihm das Telefon und verschwindet in der Küche, um sich einen starken Kaffee zu machen. Der Kommissar bestellt einen Kollegen zur Verstärkung hier her und einen Psychiater, der sich mal mit meiner Mum unterhalten soll.
Na toll! Der Plan hat ja super funktioniert! Deprimiert gehe ich wieder in mein Zimmer.
Hier liegt alles völlig unveränderlich an seinem Platz. Ich kann keine Musik anmachen und nichts bewegen. Dafür kann ich durch die geschlossene Schranktür in den Schrank und durch mein Fenster, aus dem ersten Stock, nach draußen gelangen. Das sind dann auch meine Aktivitäten in den nächsten zwei Wochen und ich überlege schon, ob ich nicht verreisen soll, da es hier mit der Zeit langweilig wird.
Mam wird noch immer von einem Psychiater behandelt, der trotz seinem enormen Wissen nicht weiter kommt, sie ist mit den Nerven schon völlig am Ende. Mein Bruder geht inzwischen wieder normal zur Schule und mein Vater ins Büro. Nachmittags macht er dann das Geschäft auf, da es meiner Mutter nicht erlaubt ist einen Laden zu führen und zehn Stunden am Tag zu arbeiten. Alle sind sich einig, ihr jetziger Zustand ist zu instabil für jede Anstrengung! Aber vom daheimsitzen wird es auch nicht besser! Sie wird von nichts und niemand abgelenkt, macht sich den gesamten Tag Sorgen und Vorwürfe und dann kommt auch noch ständig dieser reizende Psychotherapeut zu uns und kaut die ganze Geschichte wieder und wieder mit ihr durch! So kommt sie doch nie darüber hinweg!
Drei Tage später, als der Psychiater das Haus mal wieder verlässt, schwebe ich die Treppe nach unten und stoße fast mit Mam zusammen. Sie ist auf dem Weg nach oben. Was will sie denn da machen? Ihr Schlafzimmer, das sie zusammen mit Pa hat, ist unten, ebenso wie das Bad von den Zweien.
Mein Bruder und ich haben jeder oben ein Zimmer für uns, ein eigenes Bad und außerdem gibt es hier noch einen kleinen Raum, indem sich meine alten Pferdebücher in der einen und Bens Flugzeugmodelle und Legos in der anderen Ecke stapeln.
Mum ist jedoch auf dem Weg in mein Zimmer, sie fängt an alles auf zu räumen. Alle Klamotten aus meinem Schrank sortiert sie nach Farben geordnet neu ein und alle meine fertigen und angefangenen Bilder und Zeichnungen stapelt sie fein säuberlich auf meine Schreibtisch. Zum Schluss wendet sie sich dem Nachtkästchen zu und plötzlich habe ich den rettenden Einfall. In meinem ganz persönlichen Tagebuch, das zwischen dem Nachttisch und meinem Bett eingeklemmt ist, habe ich alle die Erlebnisse zwischen Timo und mir aufgeschrieben. Also beschließe ich, Mam in all meine Geheimnisse einzuweihen und ihr die Lage des geheimen Buches zu verraten.
Ganz Sanft lege ich meine Hand auf ihren Arm und erzähle ihr von meinen heimlichen Aufschrieben. Wieder verlieren sich ihre Augen im Nichts und kurze Zeit später hält sie es in der Hand. Vorsichtig schlägt meine einzige Verbündete das Buch auf und lässt sich aufs Bett fallen. Zwei Stunden danach schlägt sie ihre Lektüre zu und steht auf. Sie zieht sich an und macht sich auf den Weg zur Polizeiwache, wo sie auch sofort angehört wird und der Kommissar die Suche in Auftrag gibt. Der Beweis hat sich weiter gehärtet und ist nicht mehr zu ignorieren. Das sieht auch der leitende Wachtmeister so. Zum Glück, denn er muss alle weiteren Ermittlungen genehmigen.
Innerhalb weniger Stunden sind alle vier Teile gefunden und sie nehmen meinen Bruder, Timo, meine Eltern und einige andere noch am selben Tag erneut ins Verhör.
Alle geben an, nichts zu wissen. Nur mein Bruder deutet erneut auf den Zusammenhang zwischen Timo und mir hin. Auch der wird noch einmal vernommen und als er gesteht, dass seine Eltern das Kino besitzen, er sich im Jugendraum in mich verliebt hat und er mich in unserem Gewächshaus zu der Party eingeladen hat, wird er in Untersuchungshaft dabehalten. Die Sache auf dem Klo in der Schule verschweigt er am längsten, er findet es gemein mich bloßzustellen, doch da ihn die Schweigepflicht schützt, erzählt er dann doch alles willig.
Mit dem Laborbericht wird die Botschaft, die mit der Leiche versteckt wurde, bekannt gegeben. Auf meiner Stirn steht, neben der schwarzen Eins, ICH, auf dem Arm, HABE, die Ritzereien auf meinem Bauch wurden als DICH identifiziert und das letzte Wort bedeutet GELIEBT! Ich habe dich geliebt?! Wenn die Botschaft von Timo kam, verstehe ich nicht, warum er mich umgebracht hat, denn ich hatte seine Gefühle ja erwidert. Oder war es wegen Ben? Weil er uns immer im Weg stand? Seinen Vernehmern gegenüber erklärt er, diese Worte noch nie zuvor gehört zu haben.
Doch alle Hinweise deuten den Weg zu Timo und er wird bis zur Verhandlung in drei Wochen fest genommen.
Alles tut mir schrecklich leid und trotzdem bin ich nicht sicher, ob ich das richtige getan habe. Ich glaube einfach nicht, dass Timo mich umbringen würde!
Als ich Timo dann im Gefängnis besuche, wünsche ich mir über Alles, ihn doch noch geküsst zuhaben. Dazu ist es leider nie gekommen, doch als Timo in dem kalten Raum dann auf mich zu kommt, mich zärtlich in den Arm nimmt und fragt: „Glaubst du, dass ich dich umgebracht habe?“,
ist alles so unnatürlich, als würden wir in einem schlechten Film mitspielen, aber es ist Wirklichkeit und so antworte ich nur: „Ich liebe dich trotzdem.“
Daraufhin küssen wir uns lange, bis ich beginne mich aufzulösen, meine Hände werden durchsichtig und dann hauche ich noch ein letztes: „Ich liebe dich!“, bevor ich endgültig verschwinde.
Neun Tage später:
„Der mutmaßliche Mörder von Sarah – Marina Lannura, Timo K. wurde aus der Haftanstalt entlassen, da sich Benjamin Lannura der Polizei gestellt hat. Der Bruder des Opfers leidet an schweren psychischen Störungen, die bisher nicht bekannt waren. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hat er seine Schwester, die Timo K. liebte und diese Gefühle nicht ihrem Bruder entgegenbrachte ermordet.
Benjamin Lannura ist zur Zeit in Behandlung, doch eine vollständige Heilung ist unwahrscheinlich.
Und nun zum Wetter...“
Ich kann nichts sehen, es ist stockdunkel! Mein Kopf tut weh und mir ist schwindelig! Vielleicht hätte ich nicht so viel trinken sollen! Ich mache das auch sonst eigentlich nie und vertrage deshalb nur wenig Alkohol. Ein Windstoß fährt durch die Bäume, es raschelt und rauscht. Die Finsternis ist nicht mehr beruhigend, sondern richtig unheimlich! Die Büsche bewegen sich gespenstisch in der Nacht, mir läuft ein Schauer über den Rücken. Es wirkt schon fast gefährlich und ich laufe ein bisschen schneller, doch sofort ist es schwerer das Gleichgewicht zu halten. Schwankend werde ich wieder langsamer. Super, in dem Schneckentempo muss ich bis auf die andere Seite des Parks laufen! Es ist hoffnungslos, ich fühle mich vom Alkohol besiegt! Ich hätte mich nicht zu so viel überreden lassen sollen! Timo hat mich auch immer wieder prüfend angeschaut. Ob er mich wohl gebremst hätte, bevor ich ins Koma gefallen wäre? Oder hat er es darauf angelegt, weil ich ihn nicht küssen wollte? War das ein Racheakt? Ich weiß es nicht, doch ich mache nichts, wofür ich mich nicht bereit fühle!
Plötzlich durchzuckt mich ein stechender Schmerz an der Brust und der Gedankenstrom erlischt. Entlang meiner Rippen breitet sich eine pulsierende Pein aus. Reflexartig taste ich nach der schmerzenden Stelle. Mein Pullover ist nass und zerrissen! Es tut weh, ich stöhne gequält auf und starre fassungslos auf meine blutigen Finger. Der Geruch von Eisen dringt an meine Nase, doch bevor ich in Panik geraten kann, falle ich in eine undurchdringliche Finsternis und mein Bewusstsein erlischt.
Als ich wieder aufwache, ist es noch immer stockdunkel und ich kann nichts sehen. Alles scheint in Nebel versunken zu sein. Ich richte mich vorsichtig auf und blicke mich um, die Nebelwand löst sich langsam auf und ich finde mich in einem dunklen Kellerraum wieder.
Da öffnet sich die Tür und eine Gestalt kommt auf mich zu. Ich kann niemanden erkennen, rolle mich jedoch vorsichtshalber hinter ein paar alte Müllsäcke. So, jetzt dürfte er mich eigentlich nicht mehr sehen! Aber ich kann ihn von meinem Versteck aus heimlich beobachten.
Der Unbekannte bückt sich nach etwas, das auf einer grünen Plastikplane am Boden liegt. Mir fährt der Schreck in die Glieder. Ich sehe mich selbst keine fünf Meter entfernt, mit einer hässlichen Schnittverletzung in Herzgegend. Wie kann das sein? Ich kann mir keinen Reim darauf machen!
Der maskierte Fremde greift nach einem großen, schweren Messer. Was will der denn noch von mir? Ich habe ihm doch nichts getan! Ich fühle mich ausgelaugt und hilflos. Langsam setzt er das Messer unterhalb meines Brustkorbs an. Im selben Moment zieht es mich unter Wasser. Doch durch einen Schmerz, der mich von innen heraus zu zerfleischen droht, werde ich hoch bis kurz unter die Wasseroberfläche gerissen, nicht weit genug, um sie zu durchdringen! Nicht weit genug, um meine Augen zu öffnen und mich gegen diese ungeheure Qual zu wehren!
Dann sinke ich und alle weiteren Schmerzen nehme ich zwar noch wahr, jedoch nur aus großer Entfernung. Hier unten, in der tiefen Unendlichkeit, als die Schmerzen aufhören, kann mich nichts mehr erreichen. Ich schwebe in einer endlosen Schwerelosigkeit und fühle mich haltlos. Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen.
Nachdem ich sie wieder geöffnet habe, ist das unendliche Gefühl verschwunden und ich befinde mich wieder in dem Gewölbe. Mein erster Blick fällt auf meinen eigenen Körper, schon wieder! Doch das Bild hat sich verändert, mein Körper ist in vier Teile zerteilt worden! Mein Peiniger legt soeben das Messer zur Seite und dreht sich wieder den Stücken zu. Ich bin zutiefst entsetzt! Was ist das nur für ein Mensch? Ich schaue mir den Mörder genauer an. Er ist etwa so groß, wie mein Bruder Benjamin, auch Timo hat etwa diese Größe. Aber die sind das beide bestimmt nicht! Also gut, er trägt eine helle Jeans, die würde Ben nie anziehen! Und einen violetten Pullover, der ebenfalls zu Keinem, der Zwei passt. Na dann muss es eine Person, etwa im selben Alter sein, aber jemand anders! Die graue Strumpfmaske ist leider absolut blickfest!
Jetzt ritzt er etwas, mit einem kleineren Messer, in jedes Körperteil von mir. Eine Botschaft? Ich schleiche mich vorsichtig von hinten an ihn ran. Er schreibt mit der Waffe etwas auf meine Haut! Bin ich denn noch nicht genug verstümmelt? Lange Zeit ist er beschäftigt und ich sitze hier nutzlos in einer Ecke des Raumes und kann Nichts machen! Während ich noch all meinen Mut zusammen nehme, stehe ich, einer spontanen Eingebung folgend, wieder auf und Stelle mich hinter ihn.
Jetzt malt er mit Edding eine schwarze 1 zu dem Wort auf meiner Stirn, eine 2 vor die Zeichen auf meinem rechten Arm, dann setzt er eine 3 neben die Ritzereien auf meinem Bauch und zu Letzt noch eine 4 auf meinen linken Oberschenkel. Ich versuche erneut die Worte zu entziffern, kann aber leider noch immer nichts erkennen.
Dann packt er die einzelnen Stücke in Plastikfolie und bringt sie ins Auto. Darin steht unter anderem schon ein Werkzeugkasten und am Rand liegt eine Schaufel. Es ist metallic blau, mehr kann ich nicht fest stellen, da ich kein Autokenner bin. Ich verstecke mich hinter den Arbeitsgeräten, während er die nächsten Teile holen geht.
Als alles verstaut ist setzt sich mein Mörder hinter das Lenkrad und fährt los. Die Gegend kommt mir erst nach einer Weile bekannt vor und ich brauche auch dann noch lange, um ich zu orientieren.
Das Auto stoppt im Hinterhof des Kinos und Erinnerungen kommen langsam hoch: Hier habe ich Timo das erste Mal getroffen. Er hat den Abfall raus gebracht. Es war ein großer blauer Sack.
Der Kofferraum wird geöffnet und ich schlüpfe, in Gedanken versunken mit nach draußen. Der Mensch, der mich umgebracht hat, fängt an eine große Mülltonne zur Seit zu ziehen und darunter ein Loch zu graben.
Meine Gedanken schweifen zurück zu Timo. Wenn ich an Liebe auf den ersten Blick glauben würde, wäre es das damals gewesen!
Er hat mich an dem Tag nicht bemerkt und ich habe ihn nur gesehen, weil ich mit einer Freundin ins Kino gegangen bin. Mein Bruder, der Timo am Kino seiner Eltern abholen wollte, hatte mich im Auto mitgenommen.
Das Loch ist jetzt groß genug und der Täter verstaut den ersten Teil darin.
Ich setzte mich wieder in den Kofferraum und warte.
Kurze Zeit später fahren wir weiter. Unser nächster Halt ist der Jugendtreff, die Eingangstür hat einen Mechanismus, der sie offen hält.
Und wieder erinnere ich mich an einen besonderen Moment mit Timo: Ben hat mich mitgenommen, ich hatte eigentlich keine Lust, aber dann war ich froh, da zu sein. Timo war auch da und er hat mich das erste Mal wirklich beachtet! Mehr als ein Lächeln, wenige belanglose Worte und unbedeutende Blicke hat er mir an diesem Abend nicht geschenkt, ich war damals nur die kleine Schwester eines Freundes, also ohne Bedeutung. Außerdem hat ihm mein Bruder von Anfang an sehr deutlich klar gemacht, dass ich tabu bin! Aber der Abend war gerettet und ich überglücklich.
Der Fremde hebt zwei Bodenplatten vorsichtig an und legt das zweite Bruchstück darunter, er packt seine Sachen wieder und ich flitze schon vor zum Auto, um mich wieder zu verbergen.
Ruckelnd fährt das Auto an, ich ziehe meine Beine ein und lege den Kopf zwischen die Knie.
Beim nächsten Stopp kommt mir alles sehr bekannt vor. Wir befinden uns bei meiner Schule! Ich bin neugierig, wo sich das dritte Versteck befindet, doch dann wird mir klar, dass es sich um meine eigenen Körperteile handelt! Das muss ein Psychopath sein! Ich verfolge einen Irren, der meinen Körper in der ganzen Stadt verteilt!
Trotzdem betrete ich hinter ihm das dunkle Schulgebäude, es ist beklemmend, wie seine Schritte auf den Steinfliesen widerhallen. Er läuft nach rechts zu den Klos und öffnet die linke Tür. Die Jungentoilette! Will der mich das Klo runter spülen? Nein, das kann er doch nicht machen!
Ohne darüber nachzudenken, stürme ich an ihm vorbei ins Jungs-WC. Ich fühle mich in der Zeit zurück versetzt: Schon einmal bin ich in diese Toilette gestürmt! Damals war ich traurig und sauer, mit voller Wucht habe ich die Türe aufgerissen und wäre fast in Timo rein gerannt. Hinter ihm stand Ben und hat mich nur blöd angegrinst und bemerkt: „Du hast dich wohl verlaufen!“
Er hat Timo einen warnenden Blick zugeworfen: „Du lässt sie in Ruhe! Marina ist tabu!“ Er hat es ganz ruhig gesagt und ist gegangen.
Timo hat gewartet, bis sich die Türe wieder ganz verschlossen hat, er ist langsam auf mich zu gekommen und hat mit seiner Hand eine Träne von meiner Wange gewischt. Dann hat er mich verlegen angegrinst und mit den Schultern gezuckt. Ich hatte es gehört: Ich war noch immer tabu für ihn!
„Schade...“, meinte er nur, gab mir trotzdem einen Kuss auf die Stirn und legte kurz seinen Arm um mich, dann war er weg.
Ich höre ein schauerliches Quietschen neben mir und die Illusion fliegt davon. Der Lüftungsschacht wurde geöffnet und das dritte Stück darin verstaut! Das findet so schnell niemand!
Übrigens hat nie jemand von meinem peinlichen Auftritt im Klo erfahren. Er hat dicht gehalten und das rechne ich ihm gut an.
Ich schaue dem offensichtlich Geistesgestörten noch zu, wie er das Gitter wieder festschraubt und husche dann schon mal vor, ab in den Kofferraum. Gut getarnt warte ich auf den kriminellen Fahrer.
Das Auto startet erst beim dritten Mal, doch dann fährt es problemlos an. Ob es das öfter macht?
Die Umgebung hier kommt mir bekannt vor, irgendwoher kenne ich sie.
„NEIN!“, stoße ich erschrocken hervor und schlage mir sogleich die Hand vor den Mund. Doch der Killer zeigt keine Reaktion, war ich so leise?
Das Fahrzeug kommt auf dem Angestelltenparkplatz beim Hintereingang zum Stehen. Abermals geht der Kofferraum auf und meine letzten Glieder werden zur Tür transportiert, sie wird aufgeschlossen, aber – Moment, wer hat alles einen Schlüssel? Ja, meine Familie, die Kassiererin, der Courier, die Angestellten im Lager und die Aushilfen, zurzeit Timo und zwei Mädchen in meinem Alter!
Der Täter ist im Inneren des Ladens verschwunden. Schnell folge ich ihm. Und... Oh Gott! Was macht er denn jetzt? Er topft unser größtes Zitronenbäumchen aus! Das darf er nicht! Dieses Bäumchen habe ich selber gepflanzt und großgezogen! Ich will ihn schon ansprechen, doch da wird mir bewusst, was der hier eigentlich macht. Dieser Fremde ist außerhalb der Öffnungszeiten in unserer Gärtnerei und versteckt meine Leiche – ich korrigiere: einen Teil meiner Leiche unter meinem Zitronenbäumchen! Ich muss ihn aufhalten, aber zuerst brauche ich Hilfe! Ich laufe zur, noch immer offenstehenden Türe hinaus und fünf Straßen weiter zur Polizeidienststelle.
Automatisch greife ich nach der Türklinke, doch ich bekomme sie nicht zu fassen, sondern rutsche, durch den fehlenden Widerstand, in dir Tür...– DURCH die Tür! Mich in der Situation nicht zurecht findend, starre ich sie fassungslos an.
Von einem glitschigen Gefühl werde ich aufgeschreckt und stoße einen spitzen Schrei aus. Die Tür wurde von einem älteren Herrn geöffnet. Er hat mich berührt oder viel mehr, durch mich hindurch gefasst! Ich weiche an die andere Seite des Raumes zurück, um der schleimig, nasskalten Empfindung zu entkommen.
Ich laufe direkt auf die Türe des Kommissars zu, doch als ich anklopfen möchte, verschwindet meine Hand komplett hinter dem Holz. Aufgebracht, über die Frechheit der Türen, stürme ich kurzentschlossen einfach in das Zimmer hinein.
Sofort bemerke ich, dass der Polizist am Telefonieren ist. Entschuldigend bemerke ich: „Oh, ich kann hier warten!“
Mein Blick fällt auf einen großen Wandkalender und ich bekomme mit, dass schon drei Tage seit der Party vergangen sind.
An einer Pinnwand daneben entdecke ich ein Foto von mir, über dem in leuchtend roter Schrift geschrieben steht: GESUCHT: SARAH – MARINA LANNURA
Und kleiner darunter informiert ein schwarz gedruckter Text darüber, dass ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag verschwunden bin. Das letzte Mal wurde ich auf einer Party vor drei Tagen gesehen und am Morgen vor zwei Tagen wurde eine große Blutlache im Park, nahe des Clubs, in dem die Party stattfand entdeckt. Vom Opfer fehlt jede Spur, nur die vermeintliche Mordwaffe, ein starkes Messer, konnte ausfindig gemacht werden. Die Polizei bittet um Mithilfe.
Also bin ich tot. Ich betrachte meine Hände, sie sehen nicht geisterhaft aus. Ich bin ein Gespenst und offensichtlich kann ich durch Wände gehen. Ich probiere es aus und überrasche einen jungen Mann auf der Toilette!
„Ups, entschuldigen Sie bitte!“, schnell verschwinde ich wieder und trete zurück, in das Kommissaren-Zimmer. Der ist mittlerweile fertig mit Telefonieren und hat sich konzentriert über eine Mappe gebeugt.
„Entschuldigen Sie bitte, aber Sie müssen schnell einen Polizeiwagen zur Gärtnerei LANNURA schicken! Dort ist nämlich...“, der Wachtmeister hat mich nicht bemerkt.
„He! Hallo!?!“, er reagiert nicht.
„HALLO! HERR WACHTMEISTER!?!“, auch auf meine lauten Schreie wird er nicht aufmerksam.
Da werde ich sauer und rase auf den Beamten zu, durch seinen Schreibtisch hindurch, mitten in den Kommissar hinein.
Der Tisch fühlt sich an, wie die Türe oder die Wand, doch der Polizeibeamte ist nasskalt und schleimig, wie der ältere Herr am Eingang.
„Iihhh!“, stoße ich hervor und wende mich angewidert von ihm ab. Er scheint jetzt doch etwas bemerkt zu haben, denn ein Schauer läuft ihm über den Rücken. Ich gebe auf und laufe, quer durch die Wände, auf die Straße. Es ist unangenehm durch Festkörper hindurch zu schweben. Zwar lange nicht so unangenehm, wie sich Menschen anfühlen, aber ich werde es in Zukunft vermeiden.
Mein Plan scheitert, als ich zu Hause ankomme und die Haustür verschlossen vorfinde. Also, durch das Holz ins Haus und ins Wohnzimmer, wo ich meine Eltern auf dem Sofa sitzend vorfinde. Meine Mam weint und Pa versucht sie zu trösten, leider nicht sehr erfolgreich. Vorsichtig strecke ich die Hand nach meiner Mutter aus, sie ist auch glibbrig und feucht, aber lange nicht so kalt wie die Männer auf der Polizeiwache. Bei meiner Berührung zuckt sie erschrocken zusammen und mein Vater schaut sie verständnislos an.
Ich kann mich wohl doch bemerkbar machen, ihnen aber immer noch nicht weiter helfen und der weite Weg zur Leiche bleibt verdeckt.
Ich gehe zur Tür, über den Flur und die Treppe nach oben. Im oberen Gang kommt mir mein Bruder entgegen, ich bin aber nicht darauf aus ihn zu berühren. Aus diesem Grund stelle ich mich ganz an die Wand, er läuft an mir vorbei und die Treppe nach unten.
Wenig später liege ich in meinem Bett und denke über die ganze Sache nach. Die Orte, an denen die Leiche versteckt ist, haben bestimmt eine Bedeutung! Ob es wohl... – Nein, das kann nicht sei! Vielleicht jemand von der Schule? Oder einer der Angestellten aus dem Blumenladen? Oder ein ganz Fremder, den ich noch nie gesehen habe? Ich weiß es nicht! Und woher soll ich das auch wissen? Ich denke an die Botschaft, die auf meiner Leiche verewigt wurde. Ob die wohl Licht in die ganze Sache bringen würde? Vermutlich, aber dazu muss man sie erst mal finden! Jetzt ist es sieben Uhr am Morgen, mein Vater müsste eigentlich bald los zu Arbeit, aber ob er meine Mam in dem Zustand alleine im Laden lässt? Immerhin arbeitet Pa nur teilzeitig im Büro und hilft viel mit in der Gärtnerei.
Über meine Gedanken hinweg schlafe ich ein. Und als ich wieder aufwache ist es schon halb sechs Uhr abends. Wieder denke ich nach und beschließe mal bei Timo vorbeizuschauen.
Also mache ich mich auf den Weg, quer durch die Stadt, immer brav den Fußgängern ausweichend, dann ab durch die Zimmerwand. In seinem Zimmer angekommen, sehe ich ihn auf seinem Bett sitzen. Er hört ein schönes Lied, aus dem Film ROCK IT und es heißt 'Du fehlst mir so'. In der Hand hält er ein Foto und in seinen Augen stehen Tränen. Vorsichtig setze ich mich neben ihn auf die Bettkante und betrachte das Bild. Es zeigt mich mit Timo, als wir in den Ferien mit Ben und ein paar anderen Freunden beim Baden waren. Ich möchte ihn umarmen, falle aber bei einem unvorsichtigen Versuch fast durch ihn hindurch vom Bett. Also starte ich sehr, sehr behutsam einen zweiten Versuch. Timo fühlt sich zwar ebenfalls feucht an, ist aber gleichzeitig richtig warm.
„Ich liebe dich!“, flüstere ich leise in sein Ohr.
„Ich habe dich auch geliebt!“, antwortet er. Aber offensichtlich ist ihm nicht klar, dass ich tatsächlich mit ihm gesprochen habe, sondern hat es nur im Unterbewusstsein mitbekommen.
Ob ich ihm wohl auch sagen kann, wo er die Botschaft finden kann? Aber vielleicht sollte ich es jemand anderem anvertrauen... Aber wem?
Ich mache mich auf den Heimweg und finde Mam wieder im Wohnzimmer. Sie sieht sehr traurig aus und schaut sich einen alten Liebesfilm von einer Videokassette an. Heute kann ich es sie noch nicht wissen lassen!
Auch am Tag darauf will ich sie nicht noch mehr belasten!
Drei weitere Tage später kann ich es nicht mehr länger für mich behalten, denn als ich von einem schrillen Schrei in die Küche gelockt werde, nehmen die Dinge ihren Lauf: Mam steht in der Küche und hält voller Entsetzen einen Briefumschlag in der einen und einen Stapel Fotos in der anderen Hand. Auf den Fotos bin jedes Mal ich zu sehen, erst in der Schule auf dem Pausenhof, es ist ein Schnappschuss, sehr schön! Ich versuche mich an die Situation zu erinnern. Es muss am Freitag vor meinem Tod gewesen sein!
Auf dem nächsten, schon in dem fremden Keller, blicke ich auf meine zerfetzten Körperteile! Ich möchte die Botschaft wieder finden, doch die Bilder müssen gemacht worden sein, bevor ich aufgewacht bin, und mich gevierteilt vorgefunden habe. In dem Fall also auch bevor ich beschriftet worden war! Schade! Es hätte mir weiter helfen können! In diesem Moment fasse ich den Entschluss! Es fällt mir nicht leicht, aber jetzt muss ich es ihr sagen! Hoffentlich dreht sie nicht durch! Doch vielleicht ist das hier meine einzige Chance! Also erzähle ich ihr von jedem Versteck, ganz genau. Ihr Blick ist weit in die Ferne gerichtet. Sie sieht konzentriert aus. Trotzdem scheint sich ihr Geist in einer Parallelwelt zu befinden! Und als ich fertig bin steht sie langsam, noch immer wie in Trance, auf und geht zum Telefon. Sie wählt die 110 und bittet einen Polizisten doch kurz vorbei zu kommen. Sie hätte wichtige Informationen. Oh nein! Der glaubt ihr doch nie! Aber ich warte geduldig, bis der Beamte ankommt und Mam fertig mit ihrer Beschreibung ist. Dann will der junge Polizist wissen, woher sie das alles erfahren hat und meine Mutter weiß nicht mehr weiter. Aber immerhin gibt es handfeste Beweise für ihre Geschichte, die Fotografien. Sie hat sich das alles nicht nur ausgedacht, aber das wissen natürlich nur sie und ich! Sie kann keine Erklärung für ihr Wissen abgeben. Na toll! Hoffentlich wird sie jetzt nicht zur Hauptverdächtigen!
Dann bittet der Beamte Mam kurz telefonieren zu dürfen. Meine Mutter überlässt ihm das Telefon und verschwindet in der Küche, um sich einen starken Kaffee zu machen. Der Kommissar bestellt einen Kollegen zur Verstärkung hier her und einen Psychiater, der sich mal mit meiner Mum unterhalten soll.
Na toll! Der Plan hat ja super funktioniert! Deprimiert gehe ich wieder in mein Zimmer.
Hier liegt alles völlig unveränderlich an seinem Platz. Ich kann keine Musik anmachen und nichts bewegen. Dafür kann ich durch die geschlossene Schranktür in den Schrank und durch mein Fenster, aus dem ersten Stock, nach draußen gelangen. Das sind dann auch meine Aktivitäten in den nächsten zwei Wochen und ich überlege schon, ob ich nicht verreisen soll, da es hier mit der Zeit langweilig wird.
Mam wird noch immer von einem Psychiater behandelt, der trotz seinem enormen Wissen nicht weiter kommt, sie ist mit den Nerven schon völlig am Ende. Mein Bruder geht inzwischen wieder normal zur Schule und mein Vater ins Büro. Nachmittags macht er dann das Geschäft auf, da es meiner Mutter nicht erlaubt ist einen Laden zu führen und zehn Stunden am Tag zu arbeiten. Alle sind sich einig, ihr jetziger Zustand ist zu instabil für jede Anstrengung! Aber vom daheimsitzen wird es auch nicht besser! Sie wird von nichts und niemand abgelenkt, macht sich den gesamten Tag Sorgen und Vorwürfe und dann kommt auch noch ständig dieser reizende Psychotherapeut zu uns und kaut die ganze Geschichte wieder und wieder mit ihr durch! So kommt sie doch nie darüber hinweg!
Drei Tage später, als der Psychiater das Haus mal wieder verlässt, schwebe ich die Treppe nach unten und stoße fast mit Mam zusammen. Sie ist auf dem Weg nach oben. Was will sie denn da machen? Ihr Schlafzimmer, das sie zusammen mit Pa hat, ist unten, ebenso wie das Bad von den Zweien.
Mein Bruder und ich haben jeder oben ein Zimmer für uns, ein eigenes Bad und außerdem gibt es hier noch einen kleinen Raum, indem sich meine alten Pferdebücher in der einen und Bens Flugzeugmodelle und Legos in der anderen Ecke stapeln.
Mum ist jedoch auf dem Weg in mein Zimmer, sie fängt an alles auf zu räumen. Alle Klamotten aus meinem Schrank sortiert sie nach Farben geordnet neu ein und alle meine fertigen und angefangenen Bilder und Zeichnungen stapelt sie fein säuberlich auf meine Schreibtisch. Zum Schluss wendet sie sich dem Nachtkästchen zu und plötzlich habe ich den rettenden Einfall. In meinem ganz persönlichen Tagebuch, das zwischen dem Nachttisch und meinem Bett eingeklemmt ist, habe ich alle die Erlebnisse zwischen Timo und mir aufgeschrieben. Also beschließe ich, Mam in all meine Geheimnisse einzuweihen und ihr die Lage des geheimen Buches zu verraten.
Ganz Sanft lege ich meine Hand auf ihren Arm und erzähle ihr von meinen heimlichen Aufschrieben. Wieder verlieren sich ihre Augen im Nichts und kurze Zeit später hält sie es in der Hand. Vorsichtig schlägt meine einzige Verbündete das Buch auf und lässt sich aufs Bett fallen. Zwei Stunden danach schlägt sie ihre Lektüre zu und steht auf. Sie zieht sich an und macht sich auf den Weg zur Polizeiwache, wo sie auch sofort angehört wird und der Kommissar die Suche in Auftrag gibt. Der Beweis hat sich weiter gehärtet und ist nicht mehr zu ignorieren. Das sieht auch der leitende Wachtmeister so. Zum Glück, denn er muss alle weiteren Ermittlungen genehmigen.
Innerhalb weniger Stunden sind alle vier Teile gefunden und sie nehmen meinen Bruder, Timo, meine Eltern und einige andere noch am selben Tag erneut ins Verhör.
Alle geben an, nichts zu wissen. Nur mein Bruder deutet erneut auf den Zusammenhang zwischen Timo und mir hin. Auch der wird noch einmal vernommen und als er gesteht, dass seine Eltern das Kino besitzen, er sich im Jugendraum in mich verliebt hat und er mich in unserem Gewächshaus zu der Party eingeladen hat, wird er in Untersuchungshaft dabehalten. Die Sache auf dem Klo in der Schule verschweigt er am längsten, er findet es gemein mich bloßzustellen, doch da ihn die Schweigepflicht schützt, erzählt er dann doch alles willig.
Mit dem Laborbericht wird die Botschaft, die mit der Leiche versteckt wurde, bekannt gegeben. Auf meiner Stirn steht, neben der schwarzen Eins, ICH, auf dem Arm, HABE, die Ritzereien auf meinem Bauch wurden als DICH identifiziert und das letzte Wort bedeutet GELIEBT! Ich habe dich geliebt?! Wenn die Botschaft von Timo kam, verstehe ich nicht, warum er mich umgebracht hat, denn ich hatte seine Gefühle ja erwidert. Oder war es wegen Ben? Weil er uns immer im Weg stand? Seinen Vernehmern gegenüber erklärt er, diese Worte noch nie zuvor gehört zu haben.
Doch alle Hinweise deuten den Weg zu Timo und er wird bis zur Verhandlung in drei Wochen fest genommen.
Alles tut mir schrecklich leid und trotzdem bin ich nicht sicher, ob ich das richtige getan habe. Ich glaube einfach nicht, dass Timo mich umbringen würde!
Als ich Timo dann im Gefängnis besuche, wünsche ich mir über Alles, ihn doch noch geküsst zuhaben. Dazu ist es leider nie gekommen, doch als Timo in dem kalten Raum dann auf mich zu kommt, mich zärtlich in den Arm nimmt und fragt: „Glaubst du, dass ich dich umgebracht habe?“,
ist alles so unnatürlich, als würden wir in einem schlechten Film mitspielen, aber es ist Wirklichkeit und so antworte ich nur: „Ich liebe dich trotzdem.“
Daraufhin küssen wir uns lange, bis ich beginne mich aufzulösen, meine Hände werden durchsichtig und dann hauche ich noch ein letztes: „Ich liebe dich!“, bevor ich endgültig verschwinde.
Neun Tage später:
„Der mutmaßliche Mörder von Sarah – Marina Lannura, Timo K. wurde aus der Haftanstalt entlassen, da sich Benjamin Lannura der Polizei gestellt hat. Der Bruder des Opfers leidet an schweren psychischen Störungen, die bisher nicht bekannt waren. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hat er seine Schwester, die Timo K. liebte und diese Gefühle nicht ihrem Bruder entgegenbrachte ermordet.
Benjamin Lannura ist zur Zeit in Behandlung, doch eine vollständige Heilung ist unwahrscheinlich.
Und nun zum Wetter...“
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Kleiner Schreibversuch...
Freitag, 13. Mai 2011
Wir haben mal einen kleinen Krimi (Psychothriller) geschrieben.
Schaut ihn euch doch einfach mal unter Themen-KreativeSeite an!
Wir würden uns sehr über Kommentare freuen!
LG...
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